Intel NUC als Mini-Server

In der heimischen Server-Landschaft tummeln sich bei mir ein paar mehr Geräte, als für den normalen Heimuser notwendig und für die Stromrechnung gut sind. Allerdings ist das einerseits Hobby und andererseits die Basis für eigene Fortbildung. Und ein Hobby darf auch mal etwas kosten.

Seit Oktober 2009 tat hier bisher ein kleines System auf Basis eines Intel Atom 330 Prozessors mit D945GCLF2 Mainboard, 2 GB Ram und später nachgerüsteter 55 GB SSD seinen Dienst als Domaincontroller des heimischen Active Directory. Windows Server 2012 R2 funktionierte überraschend problemlos auf der Minimal-Hardware, insbesondere wenn das System ja kaum zu tun hat. Nach nun mehr sechs Jahren war es trotzdem Zeit für eine Modernisierung.

Die Wahl fiel wieder auf ein Intel System, diesmal auf ein Mini-PC Kit namens “NUC5CPYH” mit Intels Celeron N3050, welcher eigentlich auch ein Atom ist und Intels Braswell CPU Reihe entspringt. Platz für eine SSD ist im kleinen Gehäuse vorhanden und glücklicherweise auch ein VGA Ausgang für den heimischen KVM Switch. Wer hat schon HDMI im Keller? Zwinkerndes Smiley

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Mit im Paket sind eine VESA Halterung und schon verbaut ist eine AC-WLAN Karte. Beides wird für den Server nicht benötigt und letztere braucht nur unnötig Strom, wurde also ausgebaut. Mit einem 8 GB Speichermodul und einer bereits vorhandenen, älteren Intel 80 GB SSD war das gute Stück komplett.

Statt der AC-WLAN Karte lässt sich in deren M2 Slot angeblich auch eine entsprechende SSD betreiben. Getestet habe ich das nicht, sondern halt die eh vorhandene, alte 2,5” SSD verwendet.

Hat man keine SSD parat, kann je nach Wunsch eine beliebige 2,5” SATA SSD verwendet werden. Die Preise für 120 GB SSDs sind mittlerweile so günstig, dass sich der Kauf einer kleineren SSD kaum lohnt. Die 64 GB SSDs liegen weniger als 10 EUR unter den 120 GB Modellen.

Teileliste:

Intel NUC5CPYH – ca. 140-150 EUR
Crucial 8 GB DDR3L SODIMM – ca. 40 EUR
Kingston SSDNow V300, 120 GB – ca. 45 bis 50 EUR

Im UEFI Setup wurden dann unnötige Funktionen wie Audio oder der Infrarot-Port deaktiviert. Alles was aus ist, braucht keine Treiber und keinen Strom. Zwinkerndes Smiley

Die Installation von Windows Server 2012 R2 lief hier problemlos ab. Leider unterstützt der NUC keinen UEFI Boot aus dem LAN, so dass das System im BIOS Modus installiert wurde. Sollte für den Anwendungszweck auch ziemlich egal sein.

Die notwendigen Treiber finden sich bei Intel auf der Webseite. Da dieses NUC Modell nicht für Windows Server Systeme unterstützt wird, darf man auf Windows 8.1 Treiber ausweichen.

https://downloadcenter.intel.com/de/product/85254/Intel-NUC-Kit-NUC5CPYH

Benötigt werden folgende Treiber:

  • Intel Chipset Treiber
  • Intel TXE Software
  • Intel Braswell Serial IO Driver

Der von Intel angebotene Grafiktreiber lässt sich nicht unter Windows Server installieren. Da ich keinerlei Grafikperformance benötige, lasse ich ihn einfach weg und hoffe, dass die integrierte GPU damit nicht mehr Strom verbraucht als notwendig.

Außerdem sollte bei Realtek der aktuellste Treiber für den integrierten Gigabit LAN Adapter heruntergeladen werden. Die mit Server 2012 R2 installierte Variante ist recht alt und unterstützt noch kein TCP Offloading.

Andere Intel NUC Modelle verwenden auch Intel NICs und haben dann das gleiche Problem – die Treiber werden nur für die Client-Systeme bereitgestellt und es wird auch aktiv verhindert, diese unter den Server-Systemen zu installieren. Es geht dann doch mit Verrenkungen, schön ist es aber nicht. Die Variante hier mit Realtek NIC ist im Vergleich deutlich einfacher zu handhaben.

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Das mitgelieferte Steckernetzteil ist sehr kompakt, wird im Betrieb nicht wirklich warm und ist von FSP, d.h. ein Markengerät und kein billiger Noname-Ramsch.

Mein Stromkosten-Schätzeisen ist leider nicht in der Lage, den Stromverbrauch sauber zu messen. Es behauptet 18 Watt unter Last, 17 Watt idle und 8 Watt ausgeschaltet. Das sind offensichtlich Werte, die so nicht ganz hinkommen können. Ich schaue daher eher mal, wie die Last auf der USV sich auswirkt.

chart

Da sieht man relativ deutlich, wann der alte Atom Server heruntergefahren wurde und danach die neue Maschine in Betrieb gegangen ist. Genaue Verbrauchswerte bekommt man so auch nicht, aber zumindest kann man sehen, dass die USV Last im Durchschnitt um ein paar Prozent gesunken ist. Ich peile mal an, dass es ein paar Wattstunden im Jahr sein dürften, die damit gespart werden.

Die kleine Maschine schafft es, die Gigabit Karte auch auszunutzen. Der NetIO Benchmark zeigt nur bei geringen Paketgrößen Einbrüche. Da ist dann die Braswell CPU wohl doch an ihren Grenzen.

NETIO – Network Throughput Benchmark, Version 1.26
(C) 1997-2005 Kai Uwe Rommel

TCP connection established.
Packet size  1k bytes:  106385 KByte/s Tx,  36851 KByte/s Rx.
Packet size  2k bytes:  111629 KByte/s Tx,  84753 KByte/s Rx.
Packet size  4k bytes:  114795 KByte/s Tx,  113847 KByte/s Rx.
Packet size  8k bytes:  114396 KByte/s Tx,  101868 KByte/s Rx.
Packet size 16k bytes:  112499 KByte/s Tx,  107363 KByte/s Rx.
Packet size 32k bytes:  113476 KByte/s Tx,  102590 KByte/s Rx.
Done.

Beim Kopieren von größeren Dateien zeigt sich ein ähnliches Bild. Zwar wird keine Gigabit Verbindung voll ausgelastet, aber ordentliche 60 bis 70 MB/s sind drin. Mit der oben empfohlenen Kingston SSD dürfte die Performance auch noch etwas nach oben gehen, die hier verbaute, alte Intel SSD ist ja aus heutiger Sicht recht lahm – aber für den hiesigen Zweck auch voll ausreichend.

Screenshot (1)

Nur der geringeren Stromrechnung wegen lohnt sich der Austausch natürlich nicht, aber mehr Performance bei weniger Stromverbrauch ist schon sinnvoll, wenn eh alte Hardware ausgetauscht werden muss.

Fazit: als Mini-Server ist der NUC5CPYH fast uneingeschränkt tauglich. Ob ein passender Grafiktreiber den Stromverbrauch noch weiter senken könnte, lässt sich für mich nicht überprüfen. Mit einer größeren SSD oder Festplatte könnte er auch zusätzlich als heimisches Mini-NAS verwendet werden. Allerdings müsste dann natürlich mangels Einbauplatz auf ein RAID verzichtet werden. Für den Zweck des NAS eignen sich dafür ausgelegte Geräte normalerweise besser.

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2 Antworten zu Intel NUC als Mini-Server

  1. Fugo schreibt:

    Ich habe mich sehr gefreut, dass ein solches System seinen Platz auf deinen Blog findet. Mich wuerde ein Vergleich mit dem fitlet A10 interessieren. Der waere luefterlos und auch kleiner, und doch waere die TDP die gleiche.

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