CCleaner und der Dunning-Kruger-Effekt

Es ist manchmal schon erschreckend, mit welch fast religiös anmutender Vehemenz manche Nutzer doch unsinnige, aber liebgewonnene Gewohnheiten verteidigen – wider jeglicher Vernunft.

In diesem Fall geht es mal wieder um das vermeintlich notwendige Aufräumen der Windows-Registry. Was unter Windows 9x noch notwendig war, ist es schon jahrelang nicht mehr. Im Gegenteil, die fürs Aufräumen genutzten Tools ändern und löschen alle möglichen Einträge und niemand weiß, ob diese nicht doch noch benötigt werden. Oft genug schlagen in den Microsoft Foren die Leute auf, die nach solch einer Tuning-Aktion dann das System nur noch neu installieren können. Das Risiko, mit solchen Tools Schaden anzurichten, ist also definitiv vorhanden.

Als angeblicher Nutzen wird behauptet, dass das System schneller starten und die Registry verkleinert würde.

„Wenn jemand inkompetent ist, dann kann er nicht wissen, dass er inkompetent ist. […] Die Fähigkeiten, die man braucht, um eine richtige Lösung zu finden, [sind] genau jene Fähigkeiten, die man braucht, um eine Lösung als richtig zu erkennen.“
– David Dunning

Der in der Wikipedia beschriebene Dunning-Kruger-Effekt ist da oft in seiner deutlichsten Form zu betrachten. Begründete Kritik an den Cleaning-Tools, Hinweise auf mögliche Gefahren für die Stabilität des Systems, alles wird einfach mal so davon gewischt. Man hat schon immer “cleanen” müssen, es gibt viele Tools, alle möglichen Leute sagen, man müsse das, also muss man das. Muss man?

Vom Gegenteil überzeugen werde ich vermutlich auch mit Argumenten und Zahlen niemanden, aber ich will es wenigstens noch mal versuchen.

Das Testgerät ist ein Notebook mit Windows 10, welches hier seit langem alle möglichen Windows 10 Previews mitgemacht hat. Software-Tests, alle möglichen Treiberinstallationen, sprich: das müsste eigentlich richtig schön zugemüllt sein. Das Bild zeigt die uralte Historie der ganzen Previews, seit denen die Windows-Installation schon existiert.

Screenshot (8)

Ich habe vor und nach der Nutzung des Registry-Cleaners von CCleaner einen Blick auf die Größen der Registry-Dateien geworfen. Außerdem habe ich vorher und hinterher jeweils mehrere Neustarts durchgeführt und über die BootCKCL.etl, das Windows-Bootprotokoll, die Startzeit ermittelt.

Screenshot (10)

CCleaner behauptet, dass die Registry an über 500 Stellen bereinigt werden müsse. Also lassen wir das mal einfach mit Standard-Einstellungen durchlaufen, wie auch der Normaluser es machen würde.

Screenshot (11)

Alles fixed. Super. Vorsichtshalber noch ein Neustart hinterher und dann werfen wir doch mal einen Blick auf die Registy…

Die Ergebnisse

Registry-Größe

Unbenannt

Die gesamten Registry-Dateien sind somit durch den Cleaning-Vorgang um knappe 4 MB geschrumpft. Bei einer Größe von gut 180 MB und typischen Plattengrößen im Gigabyte-Bereich also völlig irrelevant.

Auf der anderen Seite möchte CCleaner selber 20 MB Speicherplatz haben. Das Bereinigen kostet also am Ende nur Speicherplatz.

Bootzeit gemittelt über fünf Bootvorgänge

vorher 78 Sekunden, nachher 78 Sekunden.

Screenshot (12)

Das mag insgesamt lange klingen, ist aber halt der Zeitpunkt, an dem Windows den gesamten Bootvorgang als abgeschlossen ansieht. Das System ist schon deutlich früher benutzbar. Sowohl vor als auch nach CCleaner. Weder gibt es merkbare noch messbare Unterschiede.

Fazit

Es bleibt dabei, dass die Gefahren bei der Bereinigung der Registry definitiv vorhanden sind, ein Nutzen aber nicht nachgewiesen werden kann.

Wer sein Windows schneller starten möchte, sollte den Autostart ausmisten und unnötige Software deinstallieren. Jegliche Cleaning-Tools sollten dabei an erster Stelle stehen.

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14 Antworten zu CCleaner und der Dunning-Kruger-Effekt

  1. Michael Beck schreibt:

    Und doch ist CCleaner vielmehr als ein Registry Cleaner. Neben den „verlorenen“ 16 MB, wie hier im Beitrag beschrieben, findet er doch auf älteren System das ein oder andere MB/GB an temporären Schrott. Und auch den Tip mit der Autostart Bereinigung lässt sich mit dem Tool sehr gut bewerkstelligen. Also IMHO hätte man sich die Zeit zum Verfassen des Artikel auch sparen können 😉 Naja, nicht ganz. Ich kannte den Namen für den mir bekannten Effekt noch nicht 🙂

    • Ingo schreibt:

      Der Registry-Cleaner-Teil des Programms ist allerdings der, der am ehesten für Probleme sorgen wird. Für die Verwaltung des Autostarts reichen auch msconfig oder der Taskmanager bei neueren Windows-Versionen. Dazu braucht man kein extra Tool.

      • Michael Beck schreibt:

        Ja, sicher. Es gibt für alle Funktionen auch die Möglichkeit das irgendwie und irgendwo über Boardmittel oder sonst irgenwie zu Fuß zu erledigen. Aber wenn man sich das Tool mal wirklich genauer anschaut, ist es doch viel mehr als eine „Bordmittelklickorgie“. (z.B. schon mal auf „Tools“ geklickt?) Aber wenn man zuviel Zeit hat… 😉

  2. Gerado schreibt:

    Es mag ja sein das diese Programme nicht notwendig sind und ggf. auch mal was wegputzen was man besser nicht getan hätte. Wenn @Ingo schreibt z.B. msconfig oder den Taskmanager zu nutzen, dann erkläre das mal einem nichtwissenden PC Anwender was das überhaupt ist.
    Ich bin auch nur ein halbwissender User und bin immer erschüttert wenn die Fachleute dann über diese Leute herziehen und sie süffisant als dumm darstellen….Ich habe jedenfalls über diese ganzen kleinen sogenannten Helferlein meinen PC besser kennen gelernt…….. allerdings auch manchmal was gemacht was nicht so schlau war – aber was solls nur so lernt man autodidaktisch :o))
    Ach ja, wenn man dann schon das Programm Sniffer erwähnt dann sollte man das auch erklären denn wenn man sich solch ein Teil als Halbwissender runterläd dann kann man damit nichts – wirklich nichts herauslesen……….man sieht viele Dateien – aber was man daraus sehen soll / kann steht da nicht ………….

    Trotzdem weiterhin viel Spaß hier

    • Ingo schreibt:

      Die Sache ist die: man kann Taskmanager und msconfig nutzen. Wenn man unbedingt will. Muss man aber nicht. Ein System läuft auch jahrelang ohne irgendwelche solcher Eingriffe.

      Wie du auf irgendein Programm namens „Sniffer“ kommst, ist mir allerdings ein Rätsel. Weder im Artikel noch in den Kommentaren wird irgendwo ein Programm dieses Namens erwähnt.

      • Michael Beck schreibt:

        Genau, das ist nämlich ein wichtiger Punkt. „Ein System läuft auch jahrelang ohne irgendwelche solcher Eingriffe.“ Never change a running system. So abgedroschen wie der Spruch auch ist, so richtig ist und bleibt er auch. Mal eben so aus einer Laune heraus die registry reinigen macht natürlich keinen Sinn. Von diesen „kauf-mich-ich-mach-dein-system-schneller-tuning-programmen“ die ständig im Hintergrund mitlaufen und nicht selten selbst für die Verlangsamung der Rechners sorgen, halte ich auch nichts. Leider rutscht Ccleaner gerne mal in diese Richtung. Dem kann man aber schon bei der Installation entgegen wirken. Oder gleich die portable Version nutzen.

        Mit dem Sniffer hab ich auch nicht verstanden. Zumal es schon thematisch gar nicht hin passt!?

  3. Thomas schreibt:

    Oje – das kannst Du wahrscheinlich noch in 1000 Jahren erzählen, sollte es dann noch irgendwelche Betriebssysteme geben wie Windows, denn dort spielt sich ja der ganze Tuningkram in erster Linie ab.
    So wie hier gibt es vermutlich genauso immer die Unbelehrbaren, die versuchen etwas Positives dabei abzugewinnen.

    Autostart, Datenträgerbereinigung, angeblicher Datenmüll und Reinigen der Registry, das ist schon so oft gepredigt worden und auch der Ansatz, dass sich Windows mit Bordmitteln pflegen lässt, die so schwierig nicht sind. Wo da jetzt die Hürde ist, in der Suche Datenträgerbereinigung einzugeben und dann den ganzen temporären Müll samt Systemdateien usw. zu löschen erschliesst sich mir nicht.
    Der Nullnutzen ist ebenfalls schon ewig bekannt, ausser man bootet den ganzen Tag seine Rechner ständig neu und erfreut sich dann an den 0,00x ms, welche der Kasten schneller oben ist. In Zeiten von SSD ist das sowieso Quatsch mit Sosse.

    Stattdessen lädt man sich lieber ein zusätzliches Programm herunter, installiert es, wenn es nicht die portable Version ist und vertraut u.U. einem unbekannten Hersteller, der mit den Daten werweisswas macht. das ist ja auch viel einfacher als ein einmaliges Einstellen in Windows oder dem jeweiligen Browser, um beim Beenden die Verlaufsdaten löschen zu lassen. Stattdessen klicke ich hinterher mit dem Tuningdingens herum und lasse dieses erst suchen und dann löschen…

    Oft genug muss man sich ja kostenlos registrieren oder es kommt mit dem ganzen Tuningkram noch anderes zeug auf den PC, wenn man als unbedarfter User nicht benutzerdefiniert installiert.
    Weiterer Erkennungspunkt für derart wertvolle Software ist dann der Support. Dieser existiert im Zweifel gar nicht oder nur in der Form, dass die Software bei sachgemässer Anwendung niemals Schuld ist an den durch sie verursachten Problemen.

    Kannste knicken das…

  4. Scharlotte schreibt:

    Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
    Es ist auch keine Schande,etwas nicht zu wissen oder nachzufragen.
    Dumm ist nur, wer seine Unkenntnis verteidigt aber nichts annehmen will.

  5. Gerado schreibt:

    Was seid ihr doch für tolle selbstgerechte Klugsch….. – die sich offenbar als die Mitte des Universums sehen, verstehen.oder was auch immer.
    Nur weil mir ein Thomas oder Ingo oder Beck etc. schreibt das ich falsch liege muss ich doch nicht gleich sofort zu Boden fallen und euch anbeten und glauben…….Im übriegen gibt es es gibt keine DUMME FRAGEN sondern nur DUMME ANTWORTEN…..
    Wenn ihr dann versuchen würdet den Leuten – die angeblich falsch liegen – WIRKLICH zu helfen und nicht wie hier geschehen zu versuchen den User nieder zu schreiben…..oder erklärt ihm das SO das er es verstehen kann…………immer unter der Prämisse das es ein PC User ist der das alles nicht sofort kapiert hat – WIE IHR –
    Ich frage mich wirklich – geht euch einer flöten wenn ihr jemanden so angreift………man könnte das denken………..
    moin moin
    NS
    Scharlotte, bei deinem Beitrag weis ich nicht wie du das meinst

    • Berny schreibt:

      Ich selbst bin oft bei Kunden, die sagen, dass ihr Computer sehr langsam ist. Meistens ist auch CCleaner darauf installiert, weil die Leute dem Programm vertrauen schenken.

      Das sind auch die gleichen Kunden, die 3 Antivirenprogramme installiert haben, denn: Viel hilft viel!

      Was ich dann auch noch oft auf solchen Systemen finde:
      4 verschiedene Browser, alle ohne Sicherheitsupdates
      6 installierte Drucker (kopien) inklusive vollständiger Softwaresuite
      verschiedenste Arten von Toolbars / Spyware / Scareware / Adware
      4 Medienplayer (VLC, WinDVD, MS Media Player, Nero Player)
      2 alte Windows Installationen (Windows.old Ordner auf C)
      1 fehlerhaftes konfiguriertes Backup-Programm, das noch nie gelaufen ist
      Diverse Software von Geräten, die nicht mehr existieren (TomTom, iPod, Smartphone…)
      8 Partitionen, davon 6 ungenutzt / reserviert, Systempartition natürlich zu klein gewählt

      Das sind alles Probleme, die CCleaner nicht beheben kann, die aber jede Festplatte in die Knie zwingen.
      Schuld daran sind einerseits die Hardware-Hersteller, da diese viel unnötige Software (vor)installieren ohne die Bedürfnisse des Kunden zu kennen, aber auch die Unwissenheit der Betroffenen, die aufrund mangelnden Fachwissens auf Programme wie CCleaner zurückgreifen oder wenn das nichts mehr hilft, den natürlichen Weg der geplanten Obsoleszenz gehen.

  6. Frank schreibt:

    Für Windows 10 ist der CCleaner ein prima Hilfsmittel, er kann nämlich einiges an Bloatware, die einem von Winzigweich ständig aufs neue untergeschoben wird, restlos deinstallieren,
    Xbox, OneDrive, Solitaire Collection, Duolingo und der ganze andere Schrott, den man auf Produktivsystemen nicht brauchen kann, weil er nur das Startmenü zumüllt und unübersichtlich macht, lässt sich nämlich mit Windows-Bordmitteln nicht von der Platte putzen. Wohl aber mit dem CCleaner.
    Klar geht das auch mit einem Powershell-Script, das ist aber um ein vielfaches aufwendiger, selbst wenn man es per GPO verteilt, weil es eben erst mal auf alle Installationen und Rechner angepasst werden muss.
    Ansonsten muss man ja nicht jedes Feature wie z.B. RegClean verwenden.
    Und ob der CCleaner genauso nach Hause funkt wie Winzigweichs Windows 10, ist eine Vermutung, für die es bisher keinen Beleg gibt. Wohl aber für die Windows-Spionage, die sich mit Bordmitteln ebenfalls nicht in den Griff kriegen lässt. Da hilft nur eine externe Hardwarefirewall, die dann allem Phone-Home-Bestrebungen das Handwerk legt.

    • Ingo schreibt:

      Problem ist halt, dass es bei den meisten Nutzern eben nicht bei solchen Werkzeug-Funktionalitäten bleibt. Ansonsten widersprichst du dir, wenn du schreibst, dass die Apps nicht mit Bordmitteln zu entfernen wären und im nächsten Satz dann erwähnst, dass es mit PowerShell doch geht.
      Die Telemetrie von Windows wäre da meine geringste Sorge.

  7. Thomas schreibt:

    „Und ob der CCleaner genauso nach Hause funkt wie Winzigweichs Windows 10, ist eine Vermutung, für die es bisher keinen Beleg gibt.“

    Versuchen kann man es ja mal. Nach AVG mit Tuneup versucht scheinbar AVG als nächste hoffnungslose Schlangenölbude ihr Glück mit Schnorcheln.

    Inzwischen hat Avast zwar zurückgerudert und die beanstandeten Teile wieder entfernt, ob´s allerdings das letzte Mal war? Auch vorher gab es bereits die eigene AV ungewollt dazu, wenn nicht beim Installieren abgewählt wurde.

    Schön finde ich einmal die bei Winfuture angebotenen „Alternativen“ statt der Ansage, auf derlei Schrott zu verzichten. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass sich ausgerechnet AV-Schmieden so auf Tuning-Tools und so Kram konzentrieren…

  8. Thomas schreibt:

    Edit: Natürlich meinte ich hier Avast statt AVG:

    „Nach AVG mit Tuneup versucht scheinbar Avast als nächste hoffnungslose Schlangenölbude ihr Glück mit Schnorcheln.“

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